Reform gestalten, statt Ankündigungen verwalten: Deutscher Psychotherapeutentag appelliert an den Bundesgesundheitsminister

Am 12. und 13. April fand in Würzburg der 44. Deutsche Psychotherapeutentag (DPT) statt. Zum Auftakt ihrer Tagung appellierten die Delegierten an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, endlich zu handeln und die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu stärken. Bereits vor mehr als einem Jahr habe der Minister eine Reform der Versorgungsplanung angekündigt. Bislang würden hierzu jedoch nach wie vor keine konkreten Vorschläge vorliegen.

Die Delegierten des Deutschen Psychotherapeutentages betonten, dass der Handlungsbedarf angesichts oft unzumutbar langer Wartezeiten auf einen Therapielatz, der wachsenden Nachfrage nach psychotherapeutischer Behandlung und der weiter ansteigenden gesellschaftlichen Folgekosten aufgrund später oder fehlender Behandlung dringend sei. Sie forderten Bundesgesundheitsminister Prof. Lauterbach auf, die Weiterentwicklung der ambulanten und stationären psychotherapeutischen Versorgung psychisch kranker Menschen sicherzustellen und die entsprechenden zentralen Reformprojekte aus dem Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung endlich umzusetzen. Zu ihrem Appell verabschiedeten die Delegierten des Deutschen Psychotherapeutentag die Resolution „Reformgestaltung statt Ankündigungsverwahrung: Psychisch kranke Menschen brauchen Taten und kein Warten“ [PDF, 134 KB].

Kundgebung rückte weiteres drängendes Thema in den Fokus: Fehlende Finanzierung der Weiterbildung gefährdet die psychotherapeutische Versorgung

Im Vorfeld des 44. Deutschen Psychotherapeutentages hatten sich Studierende, Lehrende der Hochschulen, sich in Ausbildung befindende und neuapprobierte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Vertretende von Ausbildungsstätten, Psychotherapeutenverbänden sowie Delegierte des Deutschen Psychotherapeutentages zu einer Kundgebung versammelt, um auf ein weiteres dringliches Anliegen aufmerksam zu machen: Sie forderten die Bundesregierung auf, endlich die Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung gesetzlich zu regeln. Auch die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, unterstützte die Kundgebung.

Nachdrücklich wiesen die Teilnehmenden auf die gravierenden Folgen hin, die sich aufgrund fehlender Regelungen zur Finanzierung der Weiterbildung für die Versorgung psychisch kranker Menschen in Deutschland ergeben würden. Ohne eine Gesetzesänderung könnten viele Absolvierende des neuen Studiengangs Psychologie/Psychotherapie keine Weiterbildungsstellen finden.

Die Weiterbildung wurde mit dem Gesetz zur Reform der Psychotherapeutenausbildung 2019 eingeführt. Ihr Abschluss ist Voraussetzung, um Fachpsychotherapeutin bzw. Fachpsychotherapeut zu werden und Kinder, Jugendliche und Erwachsene psychotherapeutisch versorgen zu können. Solange die bestehende Gesetzgebung nicht entsprechend geändert wird, fehlen jedoch die finanziellen Mittel, damit Praxen, Ambulanzen und Kliniken ausreichend Weiterbildungsstellen einrichten können. Das gefährde die psychotherapeutische Versorgung fahrlässig. Die Bundespsychotherapeutenkammer veröffentlichte hierzu die Pressemeldung „Gemeinsam und entschlossen für eine Gesetzesänderung zur Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung“ [PDF, 267 KB].
 

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