11. Jahreskongress WissenschaftPraxis in Bochum

Am 17. und 18. Oktober 2015 fand in Bochum der 11. Jahreskongress Psychotherapie – WissenschaftPraxis der Psychotherapeutenkammer NRW und des Hochschulverbundes NRW statt. Unter dem Schwerpunkt „Psychotherapie über die Lebensspanne – Übergänge und Krisen“ hatten die Veranstalter für die zwei Kongresstage rund 60 Workshops zu ganz unterschiedlichen Aspekten des facettenreichen Themas gebündelt. Insgesamt 331 niedergelassene und angestellte Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie ärztliche Kolleginnen und Kollegen aus diesem Bereich waren der Einladung in das EBZ Bochum gefolgt und nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren und auszutauschen.

Gerd Höhner, Präsident der Psychotherapeutenkammer NRW, stellte in seiner Begrüßung die unerwartet eindringliche Aktualität heraus, die das diesjährige Kongressthema in den letzten Monaten angesichts der Flüchtlingsthematik gewonnen hat. „Als wir vor einem Jahr in die Planung gegangen sind, war das nicht absehbar. Mittlerweile befindet sich unser Land, unsere Gesellschaft, befinden wir uns in einem kritischen Übergang. In diesem Zusammenhang müssen wir uns auch mit der Frage befassen: Welche Herausforderungen kommen auf die Psychotherapeuten, den Berufsstand und die Kammern zu?“

Vorhandene Aktivitäten stärken

Als erfreuliche Entwicklung hob der Präsident die geplante Ermächtigung der Psychotherapeuten in den Psychosozialen Zentren im Rahmen des Asylverfahrensbeschleunigungsgesetzes hervor. Er begrüßte die zahlreichen Aktivitäten auf lokaler Ebene und lud ein, weiterhin persönlich Initiative zu zeigen. „Ich kann Sie nur ermutigen, die Schwierigkeiten sind in der Praxis viel geringer, als man befürchtet.“ Gerd Höhner sprach auch die dringlichen Aufgaben der nächsten Zeit an. „Wir benötigen Kenntnisse über die psychischen Problematiken schwer belasteter und traumatisierter Menschen und über adäquate Hilfen und Integrationsangebote. Wir benötigen aber auch professionelle Unterstützung für die Helfer. Es braucht eine Balance zwischen Geben und Nehmen. Hierzu können und sollten wir beitragen. Die Psychotherapeutenkammern und die Bundespsychotherapeutenkammer betreiben in dieser Hinsicht bereits gezielte Öffentlichkeitsarbeit und informieren über Belastungen, Traumatisierungen und Angebote wie Beratung und Supervision.“

Abschließend betonte der Kammerpräsident, dass Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten als ein starker und anerkannter Anbieter in der gesundheitlichen Versorgung der Öffentlichkeit verdeutlichen müssen, welche psychischen Dimensionen die Aufnahme einer sehr großen Zahl von sehr belasteten Menschen für jeden Einzelnen und für den gesellschaftlichen Konsens haben können, mit welchen Reaktionen man rechnen müsse und wie sich damit umgehen ließe. „Unsere psychotherapeutische Kompetenz ist gefordert und wir müssen unsere Angebote zeigen. Werden wir aktiv!“

Positives Klima für einen anregenden Austausch

Die folgenden drei Plenumsvorträge des Vormittags beleuchteten psychotherapeutische Aufgaben und Ansätze in Übergängen und Krisen am Beispiel spezieller Fragestellungen. Prof. Dr. Angelika Schlarb von der Universität Bielefeld sprach über das Thema: „Wenn Kinder Krisen kriegen - Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen am Beispiel von Schlafstörungen“. Prof. Dr. Tanja Zimmermann von der Medizinischen Hochschule Hannover referierte die Auswirkungen einer körperlichen Erkrankung auf Partnerschaft und Familie und skizzierte mögliche psychotherapeutische Ansätze. Prof. Dr. Simon Forstmeier lehrt an der Universität Siegen und beleuchtete in seinem Vortrag die Herausforderungen des Alterns und ihre Bewältigungsmöglichkeiten.

In ihren Vorträgen zeigten sie anschaulich die vielfältigen Möglichkeiten psychotherapeutischer Hilfen auf und verdeutlichten die guten Effekte professioneller und rechtzeitiger Unterstützung von Übergängen und Krisen gekennzeichneten Lebensphasen. In der Gesamtschau entstand eine produktive und anregende Atmosphäre, die Teilnehmer und Referenten motiviert in die sich anschließenden Workshops starten ließ.

Inhaltliche Schwerpunkte der Workshops des 11. Jahreskongress Psychotherapie – WissenschaftPraxis lagen unter anderem in den Bereichen Psychopharmakologie, kognitive Methoden, Psychotherapie bei chronischen körperlichen Erkrankungen, Schematherapie, Affektive Störungen, Angststörungen, Neuropsychologie und Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen.

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