Erste Auswertung der Kammerumfrage zur psychotherapeutischen Versorgung von Geflüchteten bestätigt politischen Handlungsbedarf

Um Informationen darüber zu gewinnen, welche Aktivitäten zur Versorgung von Geflüchteten in den Regionen bestehen, wie die Akteure die Situation erleben und wo sie Unterstützungsbedarf sehen, wendet sich die Psychotherapeutenkammer NRW (PTK NRW) seit März 2016 mit einer Umfrage an ihre Kammermitglieder. Das Ziel ist, die Hinweise gegebenenfalls bündeln und weiterreichen zu können, spezifische Fortbildungen für die Arbeit mit den geflüchteten Menschen sowie Handreichungen für die Praxis zu entwickeln.

Nun liegt eine erste Auswertung von 70 Fragebögen vor. Als Akteure und Initiativen vor Ort werden vor allem ortsbezogene Flüchtlingshilfen, Wohlfahrtsverbände wie die Caritas und das Deutsche Rote Kreuz, Therapeutennetzwerke – zum Teil in Zusammenarbeit mit einem Psychosozialen Zentrum – und regionale Einzelinitiativen genannt. Über die Hälfte der Antwortenden arbeiten in der Flüchtlingsversorgung oder sind an einer Mitarbeit interessiert, 27 haben bereits mit Dolmetschern gearbeitet.

Die Frage, was die psychotherapeutische Versorgung der Geflüchteten verbessern könnte, wurde facettenreich beantwortet. Mehrfach genannt wurde der Wunsch nach besseren Informationen für die Menschen, einen vereinfachten Zugang zum Versorgungssystem sowie die Abschaffung der Einschränkungen durch das Asylbewerberleistungsgesetz. Mehrere Antwortende wiesen auf die Notwendigkeit einer angemessenen Vergütung von psychotherapeutischen Leistungen hin. Als ein weiterer zentraler Aspekt erweist sich die Verfügbarkeit und die Finanzierung qualifizierter Dolmetscher und Sprachmittler. Ebenso wurde wiederkehrend Wissen über Krankheits- und Heilungsmodelle anderer Kulturen und eine kultursensible Psychotherapie angesprochen sowie Möglichkeiten zu Supervision. Letztlich verwiesen Antwortende auf die Verantwortung der Politik und den Willen der Politiker, sich dieser Aufgaben anzunehmen.

Insgesamt zeigen die Antworten, dass für die Versorgung der nach Deutschland geflüchteten Menschen in Nordrhein-Westfalen bereits viel in Gang gekommen ist. „Es fehlt allerdings nach wie vor an einer Overheadstruktur. Viele, die sich engagieren wollen, sind dabei auf sich alleine gestellt“, hält Gerd Höhner fest, Präsident der PTK NRW. „Wir freuen uns daher sehr, dass unsere Kolleginnen und Kollegen dennoch nicht untätig bleiben, sondern wir bei ihnen eine hohe Bereitschaft erleben, sich untereinander zu vernetzen, um so den bestehenden strukturellen Mangel zu kompensieren.“

An der Auswertung lässt sich zudem ablesen, welche Themen weiterhin vorangetrieben werden müssen. „Besonders wichtig ist, dass wir uns um das Problem der Sprache kümmern und Regelungen für Dolmetscherleistungen finden“, betont Gerd Höhner. Schließlich bekräftige die Auswertung die Annahme, dass Bedarfe an psychotherapeutischer Versorgung im engeren Sinne erst nach und nach vermehrt zutage treten werden. „Nach Einschätzung der Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten artikuliert sich ein Bedarf erst dann, wenn die Geflüchteten sich in einem einigermaßen sicheren Rahmen befinden. Die Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis bestätigen das.“

Die Kammer wird sich dem Thema Versorgung von Geflüchteten weiterhin mit großem Engagement widmen. Die Informationen aus den Regionen sind dabei eine wertvolle Unterstützung, bekräftigt Gerd Höhner. „Wir bedanken uns bei allen, die bisher an der Umfrage teilgenommen haben und freuen uns auf weitere Rückmeldungen. Umso mehr Daten zusammengetragen werden können, desto besser können Informationen gebündelt, weitergereicht und vor Ort sinnvoll genutzt werden.“

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