FAMOS: Familien optimal stärken - Positive Bilanz der Modellregion für Erziehung

Das richtungsweisende FAMOS-Projekt, in dem Eltern Erziehung lernen, und bei dem die PTK NRW Kooperationspartnerin ist, hat zustimmende Rufe nach weiteren solchen Initiativen ausgelöst. Nach Jahren engagierter Projektarbeit vor Ort fanden auf der Abschlussveranstaltung der Modellregion für Erziehung in Paderborn die Projektbeteiligten zusammen und zogen positive Bilanz. Auf Initiative des Deutschen Richterbundes NRW traten in dem einmaligen Bündnis neben Vertretern der Justiz Vertreter und Vertreterinnen aus Psychotherapie, Medizin, Kindergärten, Schulen und Beratungsstellen sowie der Wissenschaft gemeinsam dafür ein, familiäre Gewalt zu verringern, seelische Gesundheit zu stärken und die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen zu senken. Mit diesem Ziel wurden unter der Projektleitung des städtischen Jugendamtes Fachleute in den Einrichtungen in Elternpräventionsprogrammen zur Optimierung von Erziehung fortgebildet. Rund 3500 Familien, Eltern wie Kinder, nahmen daran teil. Mit niederschwelligen Angeboten zur Erziehungshilfe konnte somit nahezu jede dritte Familie erreicht werden.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty verwies auf das Leitbild der NRW-Landesregierung, frühe Kriminalität zu verhindern. Er betonte, wie sich die Vermittlung von emotionaler Sicherheit positiv auf den Lernerfolg auswirkt, und damit auch die Jugendarbeit als eine ganz aktive Kriminalitätsprävention angesehen werden kann. Herr Jens Gnisa vom Deutschen Richterbund wies darauf hin, dass es in Deutschland schwierig sei, solche langfristigen Projekte zu etablieren. Er hob es als das Besondere an dem Projekt hervor, dass es gelungen sei, über die Jahre und über alle sich ergebenden Schwierigkeiten hinweg, zusammen zu arbeiten. Die Justiz säße in der Regel am Ende der Kette devianter Entwicklung - doch es stellte sich die Frage, was davor getan werden könne. Die Antwort lautete: „Kompetenz stärken“. Das sei in FAMOS außerordentlich gut gelungen. Vor dem Hintergrund, dass etwa jedes 5. Kind psychisch auffällig ist, bekräftigte PTK NRW-Vorstandsmitglied Bernhard Moors, dass Psychotherapeuten als Fachleute für seelische Gesundheit behandeln, wenn jemand in psychischen Schwierigkeiten steckt, jedoch zum anderen in der Prävention tätig werden und in der interdisziplinären Zusammenarbeit integriert sind. Die Kammer setze sich an dieser Stelle für eine Verbesserung der derzeit noch unzureichenden Finanzierungsstrukturen ein. An diesem Punkt setze auch das im Zuge der Modellregion von der PTK NRW-Beauftragten Frau Angelika Enzian vor Ort etablierte Psychotherapie-Infotelefon für Kinder- und Jugendliche an, wodurch der Zugang zur Psychotherapie verbessert und Wartezeiten auf einen Therapieplatz reduziert würden. Das Infotelefon biete einen ersten Kontakt und Orientierung über die Hilfsangebote vor Ort. Gut vernetzt mit den psychosozialen Einrichtungen klärt es den Bedarf an Unterstützung und hilft gezielt bei der Vermittlung eines Therapieplatzes.

Positive Veränderungen im Erziehungsverhalten der Eltern als auch im Verhalten und der Lebensqualität der Kinder sind im Projektergebnis dokumentiert. Frau Prof. Nina Heinrichs (TU Braunschweig), als Wissenschaftspartnerin im Projekt, wies darauf hin, dass allerdings eine Systemänderung notwendig sei, um wissenschaftlich begleitete Praxisumsetzungen, wie die der Modellregion, regelhaft in bestehende Arbeitsplatzstrukturen der Leistungserbringer vor Ort zu integrieren - wenn dies nicht durch einen mit FAMOS vergleichbar hohen persönlichen Einsatz der Beteiligten erfolgt. Ansonsten bliebe es bei engagierten Leuchtturmprojekten. Die Langzeitevaluation ist derweil noch nicht abgeschlossen. Untersucht werden Fragen der Reduzierung von Gewaltdelikten und Inobhutnahmen in der Region.

Das Projekt wurde unterstützt vom Justizministerium NRW. Finanziert wurde das Projekt vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW sowie von der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention.

Die Ergebnisse der Umsetzung sind zusammengefasst im Projektbericht.

Meldungen abonnieren