Informationen und Austausch am Tag der Neuapprobierten am 8. Februar 2020 in Düsseldorf

Wieder einmal erfreute sich der mittlerweile traditionelle „Tag der Neuapprobierten“ der Psychotherapeutenkammer NRW (PTK NRW) großer Beliebtheit: 145 neue Kammermitglieder waren am 8. Februar 2020 zu der bereits im Vorfeld ausgebuchten Veranstaltung nach Düsseldorf gekommen, um Wissenswertes rund um den Berufseinstieg und mögliche Tätigkeitsfelder zu erfahren.

Gerd Höhner, Präsident der PTK NRW, beglückwünschte die Teilnehmenden zu ihrer Approbation und lud sie ein, mit Fragen und Anregungen auf ihn, seine anwesenden Vorstandskolleginnen und -kollegen Cornelia Beeking, Oliver Kunz, Barbara Lubisch und Andreas Pichler  sowie die Referentinnen und Referenten zuzukommen: „Es ist auch ein Ziel des heutigen Tages, miteinander ins Gespräch zu kommen“. Barbara Lubisch wies ergänzend dazu auf die jeweils zuständige Kassenärztliche Vereinigung als Anlaufstelle hin.

Entwicklung beruflicher Standards

In seinem Vortrag erläuterte Gerd Höhner unter anderem die Aufgabe der Kammer, Standards für die Ausübung von Psychotherapie zu entwickeln. Manche Diskussionen in diesem Zusammenhang seien nicht einfach; vor allem, wenn sie den Kern der psychotherapeutischen Beziehung berühren würden. Dies sei beispielsweise bei der Überlegung der Fall, wie Vertraulichkeit als Grundlage für das Therapeuten-Patienten-Verhältnis sichergestellt werden könne oder wie Videotelefonate in psychotherapeutischen Behandlungen eingesetzt werden könnten.

Mit Blick auf die weiterhin große Nachfrage nach Psychotherapie betonte der Präsident die Aufgabe, Patientinnen und Patienten ein qualifiziertes Angebot zu bieten. „Eine der Hauptaufgaben der Kammer liegt darin, politisch darauf einzuwirken, dass sich die mancherorts unzumutbar langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz verringern. Vor allem im Ruhrgebiet fehlen nach wie vor Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten". Gerd Höhner hielt auch fest, dass der Berufsstand in verschiedenen Bereichen, in denen er bislang wenig präsent sei, zunehmend nachgefragt würde. Ein Beispiel sei die Jugendhilfe. Zudem müsse man sich um eine bessere Versorgung von chronisch psychisch Kranken kümmern.

Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen der Ausbildungsreform

Hinsichtlich der Aufgaben der Kammer bei der Umsetzung der Reform der Psychotherapeutenausbildung versicherte ihr Präsident, dass die PTK NRW ihre Gestaltungsmöglichkeiten in der Weiterbildung intensiv nutzen werde. Hierzu gehöre, Psychotherapie dort zu fördern, wo sie gebraucht und nachgefragt werde, aber bislang nicht im Fokus sei – beispielsweise bei der Behandlung von psychischen Problemen im Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen wie Krebs, Diabetes oder chronischem Schmerz.

Äußerst wichtig sei es, im Rahmen der zukünftigen Aus- und Weiterbildungsstrukturen die Vielfalt des Fachs aufrechtzuerhalten. „Die Verfahrensvielfalt ist für eine gute Versorgung wesentlich“, betonte Gerd Höhner. „In der Psychotherapie gehen wir nicht nach Schema F. vor, sondern schauen bei jedem Menschen neu, wie wir am besten helfen können. Jede Diagnose, jede Therapie ist individuell und die Vielfalt der Psychotherapie entsprechend notwendig“. Hier zeige sich im Übrigen erneut, dass der Einsatz digitaler Techniken in der Psychotherapie diskutiert werden müsse. „Wir können diese Möglichkeiten nutzen. Aber sie sind keine Alternative zur persönlichen psychotherapeutischen Leistung“. Ebenso stünde das Thema Dokumentation psychotherapeutischer Behandlungen in engem Zusammenhang mit der Individualität von Diagnose und Therapie.

Absicherung und Zulassung

Jens Mittmann  vom Versorgungswerk der Psychotherapeutenkammer NRW (PTV NRW) informierte die Neuapprobierten über die Möglichkeiten der sozialen Absicherung in ihrem Beruf, skizzierte die Grundsätze der Mitgliedschaft und stellte beispielhaft Beitragszahlungen, Leistungsarten und Rentenhöhen dar.

Britta Kleiß von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) erläuterte die Grundlagen der Versorgungsplanung und die Voraussetzungen und Bedingungen der Zulassung als Vertragspsychotherapeutin oder Vertragspsychotherapeut. Detailliert beschrieb sie verschiedene Formen der Niederlassung und das Ausschreibungs- und Nachbesetzungsverfahren.

Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Anstellung

Susanne Grohmann, Psychologische Psychotherapeutin und Leitende Psychologin der Gelderland-Klinik, widmete ihren Vortrag den Chancen, Möglichkeiten und persönlichen Entwicklungen für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Anstellung. Als positive Aspekte nannte sie beispielhaft die Arbeit in einem zumeist multiprofessionellen Team, finanzielle Sicherheit und klare Strukturen. Mehrfach hob sie die Chance von approbierten Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten auf eine Führungsposition hervor. Einen ausführlichen Blick warf die Referentin auf die Beschäftigungsmöglichkeiten für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, in Kliniken zur Rehabilitation, in somatischen Abteilungen von Allgemeinkrankenhäusern sowie in verschiedenen Bereichen der Jugendhilfe. Mit den Worten „Wir können das!“ ermutigte Susanne Grohmann die Neuapprobierten, auch diese Berufsfelder und damit verbundene Aufstiegsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in der Niederlassung

Bedingungen und Perspektiven der Berufstätigkeit in der Niederlassung fasste PTK NRW-Vizepräsident Andreas Pichler  zusammen. Er blickte auf die mit einer selbstständigen Tätigkeit einhergehenden Vorteile und Chancen und zeigte Herausforderungen und Pflichten auf. Berufseinsteigern, die sich mit einer Privatpraxis niederlassen wollen, riet er, zusätzlich weitere Standbeine in Betracht zu ziehen. Patientinnen und Patienten hätten zwar nach wie vor im Rahmen von § 13 Absatz 3 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) einen Anspruch auf Kostenerstattung und diese würde auch in nennenswertem Rahmen geleistet. Dennoch sei ihre Bewilligung in Abhängigkeit von der Antragsbearbeitung der Krankenkassen derzeit ein unsicheres Feld.

Andreas Pichler stellte den Neuapprobierten auch klinische Tätigkeiten als Möglichkeiten der Berufstätigkeit vor. So könnten Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten beispielsweise als Sachverständige, in der psychotherapeutischen Notfallversorgung oder in der Prävention Leistungen erbringen. Ebenso biete der nicht-klinische Bereich mit Tätigkeitsfeldern wie Coaching, Supervision oder Fortbildung für andere Berufsgruppen spannende Möglichkeiten. Die große Bandbreite ließe zum einen die Vielfalt des Psychotherapeutenberufes erkennen. Zum anderen sei die Profession mit ihren Kompetenzen hier auch ganz klar gefragt, betonte der Vizepräsident der PTK NRW. Abschließend lud er die Neuapprobierten im Namen des Kammervorstandes ein, sich in Berufs- oder Fachverbänden zu engagieren und die Berufspolitik aktiv mitzugestalten.

Beratung und Austausch

Zahlreiche Teilnehmende nutzten auf dem Tag der Neuapprobierten im Rahmen der Vorträge und in den Pausen die Gelegenheit, sich mit Fragen an die Vorstandmitglieder, Referentinnen und Referenten zu wenden. Auch die Beratungsstände der PTK NRW und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) waren gut besucht.

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