Internationaler Anti-Drogentag: Süchtige brauchen früher Psychotherapie

Durchschnittlich dauert es mehr als elf Jahre, bis ein Suchtkranker in eine stationäre Entwöhnungsbehandlung kommt. „Oft fehlt es an einer ausreichenden Motivation des Süchtigen, den bereits schädlichen Konsum von Alkohol, Medikamenten und Drogen ernst zu nehmen und sich in eine Behandlung zu begeben“, erklärt Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer NRW, anlässlich des internationalen Anti-Drogentages am 26. Juni.

„Gerade Psychotherapie könnte Suchtmittelabhängige früher motivieren, eine Behandlung zu beginnen.“ Nach bisherigen Regelungen können Suchtkranke jedoch erst dann eine ambulante Psychotherapie erhalten, wenn sie körperlich entwöhnt und abstinent sind. „Damit sich Suchtkranke früher behandeln lassen können, ist eine Änderung der Psychotherapierichtlinien notwendig“, fordert Präsidentin Monika Konitzer.

In der Suchtbehandlung wird die Abstinenz des Patienten in der Regel zur Voraussetzung für eine ambulante Psychotherapie gemacht. Dabei zeigen Erfahrungen in der Behandlung Drogenabhängiger, dass ein Patient für eine erfolgreiche Therapie nicht immer abstinent sein muss. Oft wird die Motivation zu einem Leben ohne Suchtmittel erst im Laufe der Behandlung erreicht. Insbesondere in der Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger ist deshalb Abstinenz nicht Voraussetzung, sondern Ziel der Behandlung. Eine Substitutionsbehandlung darf sogar nur dann verschrieben werden, wenn sie die erforderlichen psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Behandlungs- und Betreuungsmaßnahmen mit einschließen.

Für die Behandlung von Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigen ist dagegen festgelegt, dass ambulante Psychotherapie erst nach vorangegangener Entgiftungsbehandlung „im Stadium der Entwöhnung unter Abstinenz“ angewandt werden kann. In der Praxis führt diese Regelung dazu, dass eine ambulante psychotherapeutische Behandlung von den Kostenträgern abgelehnt wird, weil das Abstinenzkriterium nicht erfüllt ist. Dabei könnte Psychotherapie gerade in der Phase, in der es darum geht, ein Problembewusstsein zu schaffen und Behandlungsmotivation aufzubauen, dem Patienten wirksam helfen.

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