Die Kammer als berufspolitische Chance - Tag der Neuapprobierten am 14. März 2009 in Dortmund

Das Interesse war enorm: Über 130 Neuapprobierte kamen am 14. März 2009 nach Dortmund, um sich darüber zu informieren, wie die Psychotherapeutenkammer NRW ihre beruflichen Interessen vertritt und wie sie selbst mit anderen in der Kammer aktiv werden können. Einigen steckten noch die anstrengenden Jahre der Ausbildung in den Knochen, die doppelte Belastung durch Ausbildung und Job. Der Brief der Psychotherapeutenkammer NRW, der die Kolleginnen und Kollegen als neues Kammermitglied begrüßte und gleichzeitig über die Pflichtbeiträge zur Kammer informierte, kam für nicht wenige zu einem unpassenden Zeitpunkt. Gerade hatten die jungen Kolleginnen und Kollegen die wichtige Prüfung zum Psychologischen Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten geschafft, da kamen auch schon neue Verpflichtungen auf sie zu.

Präsidentin Monika Konitzer war deshalb um so stärker beeindruckt von der großen Zahl der Neuapprobierten, die an diesem Tag gekommen waren, um ihre Psychotherapeutenkammer NRW näher kennenzulernen. Die Kammer, erläuterte Monika Konitzer, sei die notwendige Ergänzung zur gerade erworbenen, neuen beruflichen Qualifikation, allerdings eine Ergänzung, deren Vorteile sich nicht sofort erschließen. Mit dem Psychotherapeutengesetz habe die Profession den Status eines Heilberufes erlangt, zu dem traditionell eine berufliche Selbstverwaltung gehöre. Nicht der Staat legte fest, welchem Regelwerk sich die Psychotherapeuten unterwerfen, sondern die Psychotherapeuten bekamen die Chance selbst festzulegen, wie ihre Berufsordnung, ihre Fort- und Weiterbildungsordnung aussehe. Damit dieses selbstgeschaffene Regelwerk aber auch für alle Psychotherapeuten verbindlich ist, habe der Gesetzgeber festgelegt, dass alle Psychotherapeuten verpflichtend Mitglied ihrer Kammer sind.

Diese gesetzgeberische Logik sei es jedoch nicht, weshalb sie selbst in dieser Pflichtmitgliedschaft eine so große Chance für die Psychotherapeuten sehe, erklärte Monika Konitzer. Die Psychotherapeutenkammern seien etwas ganz Besonderes, nämlich die einzigen Organisationen, die alle Psychotherapeuten vertreten – unabhängig davon, ob sie Kinder-, Jugendliche oder Erwachsene behandeln, ob sie niedergelassen arbeiten oder in einer Beratungsstelle oder Klinik angestellt sind, ob sie diesen oder jenem Berufs- oder Fachverband angehören. Wer psychotherapeutische Interessen wirksam vertreten wolle, betonte Monika Konitzer, brauche mehrheitlich abgestimmte berufspolitische Positionen. Dafür sei die Kammer da. Die Kammerversammlung sei das entscheidende Forum, auf dem Psychotherapeuten ihre Interessen übergreifend diskutieren könnten. Die Präsidentin ermutigte alle neuen Kolleginnen und Kollegen, sich an der Meinungsbildung innerhalb der Profession zu beteiligen.

Nicht wenige neue Kolleginnen, mit denen am Rande der Veranstaltung gesprochen wurde, berichteten von den großen Schwierigkeiten, nach der Approbation einen Praxissitz zu ergattern, von den Wartezeiten, die dadurch entstehen, dass alle kassenärztlichen Bezirke gesperrt sind, von den immensen Kosten, die der Erwerb eines Praxissitzes mit sich bringt, von dem schwer verständlichen Eigensinn der älteren Kollegen, die nicht einmal dann einen halben Praxissitz abtreten würden, wenn sie ihn gar nicht mehr wahrnähmen. Nach der Kraft, die die Ausbildung dreieinhalb Jahre gekostet habe, sei die Wartezeit auf einen Praxissitz doch sehr frustrierend. Als junge Kolleginnen bekämen sie keinen Fuß in die Tür.

Die Erfahrungen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen waren dabei sehr unterschiedlich. Während einige Kolleginnen schilderten, sie fühlten sich nach Telefonaten mit den kassenärztlichen Vereinigungen abgeblockt, berichteten andere von durchaus praktischen Hilfsangeboten. Am diesem „Tag der Neuapprobierten“ waren die KV Nordrhein und die KV Westfalen Lippe allerdings gleich mit drei Ratgebern vertreten. 

Marion Henkel von der KV Westfalen-Lippe bat noch um ein wenig Geduld. Für die neue gesetzliche Vorschrift, wonach 20 Prozent der psychotherapeutischen Praxissitze für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie zu reservieren seien, seien noch konkrete bundeseinheitliche Regelungen für die praktische Umsetzung notwendig. Diese Regelungen würden gerade vom Gemeinsamen Bundesausschuss erarbeitet. Dr. Horst Bartels, KV Nordrhein, und Carsten Bellen, KV Westfalen Lippe, gaben einen profunden Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der Praxisübernahme oder Anstellung in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren. Sie ermunterten jeden, frühzeitig mit ihrer Kassenärztlichen Vereinigungen Kontakt aufzunehmen und sich im Detail beraten zu lassen.

Erstaunlich war die große Zahl der angesprochenen Kolleginnen und Kollegen, die bereits eine Anstellung im Krankenhaus oder Reha-Klinik gefunden hatten. Häufig waren sie schon vorher dort tätig gewesen. Die Approbation war ihnen vom Arbeitgeber nahegelegt worden, da es allein mit dem akademischen Abschluss in Psychologie zukünftig schwierig werden könne. Diese Zukunftsinvestition in einen approbierten Berufsabschluss hatte jedoch noch nicht bei jeder Kollegin zu einer besseren beruflichen Situation geführt. Einige hatten vor und nach der Approbation dieselbe Tätigkeit und Vergütung. Viele arbeiteten in ihrer Klinik auch schon vorher selbständig, die meisten Interviewten lobten die sehr gute Teamarbeit. Viele ärztliche Kollegen sähen sogar zukünftig verstärkt Psychotherapeuten in Führungspositionen, einfach schon deshalb, weil es an ärztlichem Nachwuchs mangele. Einige Ärzte seien sogar der Auffassung, Psychotherapeuten seien für die Behandlung psychischer Krankheiten besser qualifiziert.

Zum Abschluss des „Tags der Neuapprobierten“ stellte Volker Schmidt-Lafleur das Versorgungswerk der Psychotherapeutenkammer NRW vor. Er erläuterte die Vorteile der berufsständischen Versorgung im Vergleich zu anderen Pflichtversorgungsformen und informierte über die Möglichkeiten der Befreiung und der freiwilligen Versicherung im Versorgungswerk. Im Jahr 2006 betrug die Nettorendite der eingezahlten Beiträge 4,41 Prozent. Nähere Informationen unter: www.ptv-nrw.de [externer Link].

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