Die 9. Sitzung der 5. Kammerversammlung am 13. Mai 2023 im Rückblick

Am 13. Mai 2023 trat die Kammerversammlung  der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen in Präsenz zu ihrer 9. Sitzung in dieser Wahlperiode zusammen. Die mündlichen Ergänzungen des Vorstandes zum schriftlich vorgelegten Bericht bezogen sich insbesondere auf aktuelle berufspolitische Entwicklungen und Kammeraktivitäten, Klimaschutz als Bestandteil der berufspolitischen Arbeit sowie Maßnahmen zur präventiven Förderung der psychischen Gesundheit vornehmlich von Kindern und Jugendlichen. Die Kammerversammlungsmitglieder diskutierten zu allen Inhalten ausführlich. Sie befassten sich auch mit der Umsetzung der Weiterbildungsordnung für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (WBO Pt) der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen. Weitere Themen waren Fragen zur Suizidassistenz und Überlegungen zu Änderungen der Fortbildungsordnung. Schließlich standen Ergänzungswahlen, Beschlussfassungen zu Resolutionen sowie Berichte aus den Ausschüssen und Kommissionen auf der Agenda.

Aktuelle berufspolitische Entwicklungen und Kammeraktivitäten

Gerd Höhner, Präsident der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen, hieß die Kammerversammlungsmitglieder und als Gäste die Sprecherin und die Sprecher der PiA-Vertretung NRW (Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Ausbildung) willkommen. Einführend berichtete er über die Wahl der neuen Führungsspitze der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) auf dem Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) am 6. Mai 2023. Der scheidende Präsident, Dr. Dietrich Munz, sei mit großer Anerkennung für seine Arbeit in den zurückliegenden Jahren verabschiedet worden. Der neue Vorstand sei mit überzeugenden Abstimmungsergebnissen gewählt worden. Wolfgang Schreck, Kammerversammlungsmitglied der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen, wurde als Beisitzer im BPtK-Vorstand bestätigt. Er betonte in der Aussprache, der Bundesvorstand sehe die Bedeutung der Verfahrensvielfalt und trete an, im Sinne des gesamten Berufsstandes zu agieren.

Bezüglich der vom Gesetzgeber noch nicht geregelten Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung informierte Gerd Höhner, dass der Vorstand vielfach auf diesen Missstand hingewiesen habe und dies weiterhin tun werde. Aus der Landespolitik und von den Kassenärztlichen Vereinigungen erhalte der Berufsstand hierbei Verständnis und Unterstützung. Wichtig sei, die Petition zur Finanzierung der Weiterbildung für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten [externer Link] zu unterstützen, um das Quorum für eine Anhörung im Bundestag zu erlangen. Noch bis zum 1. Juni 2023 könne die Petition gezeichnet werden Angesichts der Mängel in der Versorgungsplanung in Nordrhein-Westfalen kritisierte Gerd Höhner, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen schlichtweg die Ist-Situation fortführen würden. In der Landespolitik werde allerdings – nicht zuletzt durch den Versorgungsdruck bei Kindern und Jugendlichen – der Handlungsbedarf mittlerweile erkannt. Auch die Medien hätten viel Interesse an diesem Thema. Die Kammer erhalte derzeit viele Anfragen hierzu. Der Vorstand nutze zudem Gelegenheiten wie die Mitarbeit in der Landesgesundheitskonferenz oder jüngst die Einladung zu einer Anhörung im Landtag zu Fragen der Kindergesundheit, um darauf hinzuweisen, dass man sich gesundheitspolitisch häufig mit körperlicher, aber viel zu wenig mit psychischer Gesundheit befasse.

Impulsreferat zum Umgang mit Cannabis

Prof. Dr. Ulrich Frischknecht, Professor für Sucht und Persönlichkeitspsychologie an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Köln, referierte auf Einladung des Vorstandes zu „Umgang mit Cannabis – Zwischen Prohibition und freier Verfügbarkeit“. Der Kammervorstand hatte das Impulsreferat vorgesehen, um einen detaillierten Einblick in das komplexe Thema zu erhalten. Prof. Dr. Ulrich Frischknecht zeigte Argumente für und gegen die Legalisierung von Cannabis auf und stellte damit verbundene Problematiken dar. Kammerversammlungsmitglieder merkten in der Diskussion an, dass mit diesem Thema auch berufspolitische Dimensionen verknüpft seien. Ebenso müsse man überlegen, wie der Cannabiskonsum bei Legalisierung im psychotherapeutischen Setting besprechbar werde. Der Vorstand erklärte, sich mit dem vielschichtigen Thema weiterführend befassen zu wollen.

Klimaschutz als Thema der Profession

Andreas Pichler, Vizepräsident der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen, skizzierte die Kammeraktivitäten zum Thema „Klimaschutz“. Der Vorstand habe auf Wunsch der Kammerversammlung eine Kommission zu diesem Arbeitsbereich eingerichtet. Sie habe Anfang Mai 2023 konstituierend getagt und ihre Sprecherin werde im Verlauf der Sitzung über erste Tätigkeiten berichten. Im Vorstand sei man weiterführend damit befasst, das Positionspapier „Klima- und Umweltschutz als Aufgabe der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen“ mit Leben zu füllen. Ein zentrales Ziel sei, Klimaschutz als Bestandteil von Gesundheitsschutz in die psychotherapeutische Versorgung und die Berufspolitik zu tragen. Man wolle Handreichungen für die ambulante Praxis und für Beschäftigte in der stationären und institutionellen Versorgung erstellen. Dabei solle auf bereits vorhandene Materialien aufmerksam gemacht werden. In der Kammerversammlung wolle man die vorhandene gute Expertise im Rahmen geeigneter Formate vertiefen. Eine weitere Aufgabe sei die Konzeption von Fortbildungen und an Politik und Öffentlichkeit gerichteten Fachveranstaltungen. Generell sei es wichtig, sich auch bei dieser Thematik zu vernetzen und Synergien zu schaffen. Ferner informierte Andreas Pichler, dass die Beihilfenverordnung NRW zum 01.04.2023 an die Bundesbeihilfeverordnung angepasst wurde. Die Kammer habe dies seit längerer Zeit gefordert. Die dringend notwendige Novellierung des Gebührenverzeichnisses GOÄ/GOP (Gebührenordnung für Ärzte/Gebührenordnung für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten) stehe jedoch weiterhin aus, kritisierte er. Als weiteren Aspekt stellte Andreas Pichler Überlegungen zur Verwendung eines elektronischen Abstimmungssystems in Präsenzsitzungen der Kammerversammlung zur Diskussion.

Präventive Angebote für Kinder und Jugendliche

Bernhard Moors aus dem Vorstand der Kammer schilderte, dass Kinder und Jugendliche durch die Corona-Pandemie extrem psychisch belastet seien. Die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen habe bereits auf ihrem Fachtag „Die psychischen Folgen der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen und deren Familien“ verschiedene Perspektiven hierzu beleuchtet. Aktuell würden Studien zur psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen weiterhin mehr Symptome psychischer Störungen bei jungen Menschen ausweisen. Dies hänge zusätzlich mit Faktoren wie der Klimakrise oder dem Angriffskrieg auf die Ukraine zusammen. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten würden laut einer Umfrage vermehrt Kinder beispielsweise mit depressiven Entwicklungen oder Angststörungen sehen. Die Profession fordere daher, Präventionsgruppen durch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, wie sie in Nordrhein-Westfalen bereits angelaufen seien, zu verstetigen, erklärte Bernhard Moors. Zu den weiteren Forderungen gehöre, die Gruppenpsychotherapie für Kinder und Jugendliche zu fördern und Unterstützungsangebote für Eltern zu schaffen. Ebenso seien weitere präventive psychotherapeutische (Gruppen)angebote für andere Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Arbeitnehmende oder ältere Menschen in den Blick zu nehmen.

Im Austausch im Anschluss an seine Ausführungen hoben Kammerversammlungsmitglieder hervor, dass auch Ideen für fachlich geleitete Präventionsangebote an Schulen entwickelt werden müssten. Kinder bräuchten leistungsunabhängige, die Resilienz fördernde Räume. Außerdem seien die derzeitigen Krisen nicht mit Jahresende vorbei. Entsprechend werde präventive Arbeit auch darüber hinaus benötigt. Gerd Höhner merkte an, dass der Vorstand dies in Gesprächen zu diesen Themen bereits angesprochen habe und die Eigenständigkeit und Kompetenz anderer Berufsgruppen in diesem Arbeitsfeld berücksichtige. Man signalisiere dabei aber auch, dass Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im Sinne ihrer Ausbildung ebenfalls präventiv arbeiten können. Kammerversammlungsmitglieder bestätigten zudem, dass mehr Prävention für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Betriebe gebracht werden müsse.

Umsetzung der Weiterbildungsordnung 

Vorstandsmitglied Hermann Schürmann erläuterte den Sachstand bei der Umsetzung der Weiterbildungsordnung für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (WBO Pt) der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen. Die Weiterbildungsordnung sei Anfang April 2023 in Kraft getreten. Auf der Homepage der Kammer könnten Informationen zur Weiterbildungsordnung und die Antragsformulare abgerufen werden. Für die weitere Umsetzung habe die Kammer eine Taskforce aus Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitenden der Geschäftsstelle gebildet. Sie bereite Vorstandsbeschlüsse zur WBO Pt vor, befasse sich mit notwendigen Interpretationen und treibe die Öffentlichkeitsarbeit voran, um Weiterbildungsstätten und Weiterbildungsbefugte zu gewinnen. Erste Informationsveranstaltungen zur Umsetzung der neuen Weiterbildungsordnung in Nordrhein-Westfalen seien bereits durchgeführt worden. Weitere Veranstaltungen für alle relevanten Zielgruppen bereite man derzeit vor. In der Aussprache zu diesem Thema wurde vielfach hervorgehoben, dass die vom Gesetzgeber bislang versäumte Regelung der Finanzierung der Weiterbildung ihre Umsetzung behindere. Betont wurde auch die Umsetzung der Weiterbildung als gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten. Gerd Höhner wies darauf hin, dass die aktuellen Schwierigkeiten nicht überraschend seien. Wichtig sei nun, geschlossen aufzutreten und in eine Richtung zu sprechen. Zu einer Strategie mit dem Ziel einer gesetzlichen Regelung der Finanzierung der Weiterbildung gäbe es keine Alternative. Aus dem Ausschuss Aus- und Weiterbildung im Rahmen der Ausbildungsreform wurde angemerkt, dass man sich auch mit der Fortführung der parallel bestehenden Weiterbildungsordnung für Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychologische Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten beschäftige.

Ergänzungswahlen 

Ein weiterer Tagespunkt auf der Agenda waren Ergänzungswahlen für die Ausschüsse der Kammer und den Deutschen Psychotherapeutentag (DPT). Gewählt wurden:

  • Mira Welter als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Psychotherapie in der ambulanten Versorgung – Fraktion: PsychotherapeutInnen (PtNRW) 
  • Prof. Dr. Björn Enno Hermans als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Aus- und Weiterbildung im Rahmen der Ausbildungsreform – Fraktion: dgvt plus + 
  • Dr. Timo Lindenschmidt als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen – Fraktion: dgvt plus + 
  • Franz-Josef Kanz als stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses – Fraktion: dgvt plus + 
  • Dr. Georg Kremer als Mitglied des Finanzausschusses – Fraktion: PsychotherapeutInnen OWL 
  • Dr. Monika Trentowska stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Psychotherapie in der ambulanten Versorgung – Fraktion: PsychotherapeutInnen OWL 
  • Karl-Heinz Jans als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Satzung, Berufsordnung und Berufsethik – Fraktion: PsychotherapeutInnen OWL
  • Elisabeth Dalügge als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Satzung, Berufsordnung und Berufsethik – Fraktion: Kooperative Liste 
  • Britta Worringer als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Psychotherapie in der ambulanten Versorgung – Fraktion: Kooperative Liste 
  • Monika Bormann als Mitglied des Ausschusses Aus- und Weiterbildung im Rahmen der Ausbildungsreform – Fraktion dgvt plus+ 
  • Monika Bormann als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Digitalisierung – Fraktion dgvt plus+ 
  • Franz-Josef Kanz und Dr. Timo Lindenschmidt als stellvertretende Delegierte zum DPT – Fraktion dgvt plus+
  • Dr. Monika Trentowska als stellvertretende Delegierte zum DPT – Fraktion: PsychotherapeutInnen OWL

Beratung zu Änderungen der Fortbildungsordnung

Die Kammerversammlungsmitglieder berieten ferner über Änderungen der Fortbildungsordnung der Kammer. Paul Dohmen, Vorsitzender des Ausschusses Fort- und Weiterbildung in Bereichen, skizzierte Überlegungen des Ausschusses zu zwei Aspekten: dem Procedere des Qualifikationsnachweises für die Moderation von Qualitätszirkeln und der Anerkennung und Akkreditierung von Online-Fortbildungen. Zum Abschluss der Diskussion hierzu baten Vorstandsmitglieder den Ausschuss, zu beiden Fragestellungen Vorschläge zu erarbeiten und sie in der nächsten Sitzung der Kammerversammlung vorzustellen.

Stellungnahme zum Thema Suizidassistenz

Julia Leithäuser, Vorsitzende im Ausschuss Satzung, Berufsordnung und Berufsethik, stellte die im Ausschuss erarbeitete Stellungnahme zum Thema Suizidassistenz vor. Nicht zuletzt in Anbetracht der Vorschläge, die ein im Bundestag in erster Lesung verhandelter Gesetzesentwurf hierzu beinhalte, sei es wichtig, sich als Profession mit diesem Thema auseinanderzusetzen und zu positionieren, betonte sie. Die vom Ausschuss vorbereitete Stellungnahme wurde von Kammerversammlungsmitgliedern ausdrücklich begrüßt und per Abstimmung im Plenum mit breiter Mehrheit angenommen.

Verabschiedung von Resolutionen 

Berichte der Ausschüsse und Kommissionen

Die Vorsitzenden der Ausschüsse Psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen und Aus- und Weiterbildung im Rahmen der Ausbildungsreform berichteten über aktuelle Arbeitsthemen in den Gremien. Die Sprecherin der neu einberufenen Kommission Klimaschutz gab einen Einblick in erste Arbeitsergebnisse und geplante Tätigkeiten der Kommission.

Gerd Höhner dankte den Kammerversammlungsmitgliedern zum Sitzungsende für die vielschichtige Diskussion. Die nächste Sitzung sei für den 1. Dezember 2023 in Münster anberaumt. Abschließend gab er einen Ausblick auf zentrale Termine der Kammerwahlen 2024.

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