Gegen Ausbeutung in psychiatrischen Kliniken Über 1.000 PiA bei ersten bundesweiten Protesttag

In NRW versammelten sich am 8. Dezember über 200 Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) vor dem Kölner Dom, um auf ihre Ausbeutung in den psychiatrischen Kliniken aufmerksam zu machen. „Das ist ein großer Erfolg und zeigt, dass die unzumutbaren Arbeitsbedingungen der PiA dringend verändert werden müssen“, erklärte Felix Jansen, stellv. Sprecher der PiA in NRW und Mitorganisator der Kölner Protestaktion. „In Köln werden PiA z.B. in der Uniklinik Köln oder im Alexianer Krankenhaus in Köln-Porz nicht bezahlt.“ Auch in Münster versammelten sich 50 PiA, um ihren Protest zum Ausdruck zu bringen. Die Kammerversammlung unterstützte am 9. Dezember in einer Resolution die PiA-Forderungen nach einer leistungsgerechten Vergütung. „Wir werden uns weiter für eine faire Vergütung der praktischen Tätigkeit einsetzen“, sagte Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer NRW, zu. Dafür sei eine Reform des Psychotherapeutengesetzes notwendig.

Insgesamt demonstrierten am 8. Dezember bundesweit mehr als 1.000 PiA gegen die unzumutbaren Bedingungen während ihrer praktischen Tätigkeit. Die praktische Tätigkeit ist ein Teil der Ausbildung zum Psychotherapeuten und umfasst 1.800 Stunden Arbeit in mindestens einem Jahr an einer psychiatrischen Klinik – häufig ohne Vergütung. Allein in Berlin fanden ca. 450 PiA den Mut auf die Straße zu gehen. In Hamburg und Wiesbaden demonstrierten jeweils 200 PiA und in zahlreichen weiteren Städten wie Frankfurt, Mannheim und Nürnberg fanden ebenfalls Protestaktionen statt.

Ein Großteil der PiA erhält während der praktischen Tätigkeit kein angemessenes Gehalt, ca. ein Drittel sogar keinerlei Vergütung. „PiA verrichten in den Kliniken hoch qualifizierte Tätigkeiten wie Einzel- und Gruppentherapie, Psychodiagnostik oder Befunderhebungen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Versorgung psychisch kranker Menschen in Deutschland“, erläuterte Robin Siegel, Sprecher der PiA NRW und der Bundeskonferenz PiA. „Die Proteste zeigen, dass die PiA nicht mehr bereit sind, diesen Zustand tatenlos zu ertragen und Politik und Profession auffordern, die Novellierung des Psychotherapeutengesetzes und damit die tarifliche Vergütung der PiA voranzutreiben.“

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