Gutes Personal – gute Medizin Gesundheitskongress des Westens 2016

Gutes Personal als Voraussetzung für gute Medizin – unter diesem Motto stand der 10. Gesundheitskongress des Westens, der am 08. und 09. März 2016 in Köln stattfand. Rund 950 Akteurinnen und Akteure aus Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft diskutierten die Herausforderungen der aktuellen Personalkrise im Gesundheitswesen und mögliche Lösungsansätze: Was macht Berufe in diesem Bereich attraktiv? Wie lassen sich innovative Rekrutierungsstrategien gestalten? Welche Rolle spielen Fachkräfte aus dem Ausland? Was kann und muss die Politik tun?

Hermann Gröhe: Brücken statt Mauern bauen

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hielt in seinem Vortrag fest, dass es trotz technischer Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung auch in Zukunft im Kern um persönliche Zuwendung gehen würde. Hinsichtlich einer immer älter werdenden Gesellschaft skizzierte er die Bedeutung von Konzepten, die der demographischen Entwicklung gerecht werden und in ländlichen und städtischen Regionen die gleiche Versorgung ermöglichen. Deutlich sprach er sich dafür aus, die traditionelle Trennung von ambulant und stationär mehr und mehr aufzulösen. „Wir haben lange genug Mauern zwischen den Sektoren gezogen. Es wird Zeit, dass wir Brücken bauen. Wir brauchen eine sektorenübergreifende Versorgung und eine gemeinschaftliche Berufsausübung im Sinne von Cooperative Care, beispielsweise das Miteinander von Tumorspezialist, Psychoonkologe und Pflegefachkräften.“ Als bedeutsames Thema hob Hermann Gröhe gute Ausbildungsbedingungen und in diesem Zusammenhang auch den Gesetzesentwurf zur Reform der Psychotherapeutenausbildung hervor. „Wir wollen die Vorschläge in diesem Jahr vorlegen. Sie werden sicher für kontroverse Diskussionen sorgen – aber es ist wichtig, dass wir darüber reden.“ Schließlich verwies der Bundesminister auf die Bedeutung von Prävention auch im Alter. Sie fördere nicht nur die Lebensqualität der Menschen, sie trage auch dazu bei, das Gesundheitssystem nachhaltig und finanzierbar zu halten.

Barbara Steffens: Versorgung qualitativ verbessern

Auch die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens kam in ihrem Grußwort auf Prävention als zentrale Aufgabe zu sprechen. „Wir denken bei diesem Thema häufig an Kinder und Jugendliche oder an Berufstätige. Prävention ist aber auch ein bedeutendes Altersthema. Nicht zuletzt kann sie den Pflegebedarf verringern und Personalressourcen schonen.“ Angesichts einer zu erwartenden Verdopplung von zu Versorgenden, immer weniger in das System einzahlenden Menschen und einer maximal gleichbleibenden Zahl an Beschäftigten sei es zudem an der Zeit, differenzierter über die qualitative Verbesserung der Versorgungsstrukturen zu reden, betonte Barbara Steffens. Dabei sei ebenso zu berücksichtigen, wie das Personal im Pflegebereich gesund bliebe. „Viele sind ausgebrannt und scheiden aus. Eine gut greifende psychische und psychosomatische Versorgung auch für sie muss uns umso mehr kümmern.“ Weitere Stichworte der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin bezogen sich unter anderem auf die Notwendigkeit von angemessenen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine bessere Bezahlung, verstärkte Fortbildung und die notwendige Reform der Pflegeberufe. Vor dem Hintergrund der angespannten Personalsituation in der Pflege forderte sie, dass die Krankenkassen zur Finanzierung verbindlicher Pflegepersonalschlüssel für Krankenhäuser verpflichtet werden.

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